Ich sitze auf der Terrasse. Eigentlich sollte jetzt Sommer sein, davon merke ich allerdings nicht sonderlich viel. Die Suche nach einem Thermometer führt mich schließlich auf wetter.de, Dort erfahre ich das in 2 Stunden und 51 Minuten die Sonne aufgehen wird, das wir hier 16 Grad haben und es grade regnet. Mein Blick schweift in den Himmel ab. Wolkenlos und klare Sicht auf erstaunlich viele Sterne. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mein Netbook ähnlich froh wie ich. über den fehlenden Regen, sein dürfte. Das leise Rauschen der entfernten Autobahn wird untermalt von den Klängen meines MP3-Players. “Follow me an Angel”. Eines dieser Lieder in die ich mich hineinlegen könnte wenn sie mich in der richtigen Stimmung erwischen. Heute morgen ist es ein Volltreffer. Vor einer Stunde lag ich noch halbtot im Bett. Jetzt ist davon nichts mehr zu spüren. Wie nicht allzu selten denkt der Kopf zu laut, als das ich dabei schlafen könnte. Auf meinem rechtem Ohr tönt es “Der Himmel ist blau”. Ich schaue wieder in Richtung Himmel und drücke dann ein Lied weiter. Ich nehme mir vor es in 2 Stunden noch einmal zu hören. Sofern mein Akku und ich dann noch da sind.
Ich denke drüber nach, worüber ich eigentlich nachdenke. Scheint so als sei ich selbst der Mittelpunkt meiner kreisenden Gedanken. Grade wenn ich mit Menschen die mir ähnlich ticken lange rede kommt das öfter vor. Heute ist es mal wieder so weit. Meine Gedanken kreisen darum wo ich grade bin, wie ich dort hin komme und wo ich grade lieber stehen würde. Darum was ich geschafft habe und was ich nicht geschafft habe. Vielleicht auch nié schaffen werde. Was bleibt ist die Feststellung, dass ich schon einmal schlechter weggekommen bin in diesen Überlegungen. Deutlich schlechter.
03:57 Uhr.
Ich drücke zurück zu Himmelblau. Der Himmel ist klar und mit etwas Phantasie ist er auch dunkelblau.
…und dann war Stille
Die nachfolgende Geschichte könnte für sensible Leser ungeeignet sein, also tut euch den Gefallen und schätzt euch selbst ehrlich ein, bevor ihr weiterlesen klickt:
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Musik oder: Ein kleines bisschen Weltuntergang
Warum lange Zeit mit Einleitungen vertrödeln, hier mein erster Text, der übrigens keineswegs Werbung für die hier nicht näher erwähnte Firma darstellen soll, von der aber eh in einigen Sätzen jeder weiß, dass ich sie meine.
Jeder, der schon einmal in den Genuss kam, mir zu begegnen, wird mich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht ohne meinen MP3-Player gesehen haben. Ich habe ihn jetzt seit fast 4,5 Jahren und kann mir ein Leben ohne ihn im Grunde gar nicht mehr vorstellen. Es passt alle Musik drauf, die ich besitze, er merkt sich welche Lieder ich grade besonders gerne höre, ich habe für jede Situation, in der ich grade bin, die passende Wiedergabeliste oder das passende Album, wenn ich es grade brauche.
Dem ein oder anderen mag das an dieser Stelle vielleicht wie verwöhntes Luxusgeschwätz vorkommen, im Grunde ist für mich unschätzbar geworden. Es gibt nicht viel, was mich ohne großen Aufwand zwischen zwei ziemlich unangenehmen Terminen innerhalb kurzer Zeit wieder auf ein sozialverträgliches und den Stresspegel wieder auf ein gesundes Level bringt. Dazu kommt, dass die richtige Musik im Grunde eines der wenigen Dinge ist, mit denen ich abschalten kann. Meine Umwelt ausblenden, etc…
Das alles tat mein Player bis letzten Mittwoch. Nach 4,5 Jahren treuer Dienste stellte mein Gerät die Wiedergabe der rechten Audiospur ein. Kurze Zeit später auch die Wiedergabe der linken. Alle Reanimationsversuche scheiterten. Meine Hoffnungen auf defekte Kopfhörer erfüllten sich nicht. Murphy wusste wohl, dass ich immer Ersatzkopfhörer in meinen Schreibtischboxen lager. Die Kopfhörerbuchse beugte sich nach den jahrelangen Hochleistungen dem Verschleiß.
Die Hoffnungen auf Reparatur wurden von einem Preis, der sich auf über 2/3 der Anschaffungskosten eines Neugerätes der aktuellen Generation mit doppelt so viel Speicherplatz belief, zunichte gemacht.
Es heißt, man merkt erst was man hatte, wenn man es nicht mehr hat. Nach 2 Tagen im Behördennahkampf merke ich es auf jeden Fall, mit einem 4GB MP3-Stick, auf den nur ein Bruchteil meiner Musik passt und nie das Lied welches ich grade brauche.
Es ist fast ein bisschen erschreckend, wie viel von einem einzelnen Gerät und seiner Funktion abhängt. Es ist wohl doch kein Weltuntergang, auch wenn es sich ein kleines bisschen so anfühlt.